Die Inklusive Pfingstgrüfi der JDAV

Platt, platter, am plattesten: Eine Ausfahrt ins Tessiner Maggiatal

15.06.2025

Die diesjährige gruppenübergreifende Ausfahrt (kurz: Grüfi) führte uns in den Pfingstferien ins wunderschöne Maggiatal im Tessin. Hauptfokus war das Sportklettern – allerdings die Woche auch reichlich Gelegenheit, um bestehende Kenntnisse im Alpinklettern zu vertiefen. Besonders an diesem Gebiet sind die markanten Platten, die viel Vertrauen in die Füße und eine ruhige Technik verlangen. Erstmals wurde diese Grüfi inklusiv gestaltet – wie das gelang, erfahrt ihr in diesem Bericht. 

Sonntag, 15. Juni – Anreise und Ankommen

Wir trafen uns um neu Uhr morgens am Bahnhof um mit der Bahn in die Schweiz zu fahren. Die Zugfahrt verlief aufgrud der schweizer Pünktlichkeit ruhig und war aufgrund von ausgiebigen "Saboteur" Runden nicht langweilig.  In Locarno sammelten wir dann noch einen Teilnehmenden und eine Jugendleiterin ein, die bereits auf der Alpensüdseite unterwegs gewesen waren. Gemeinsam ging es per Bus weiter ins Maggiatal zum Campingplatz. Dort angekommen, bauten wir in Windeseile unsere kleine Zeltstadt auf. Einige ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, gleich in der Maggia – dem Fluss direkt am Platz – ein erstes Bad zu nehmen. Der Abend klang entspannt mit Pasta e Pesto vom Gaskocher aus – einfach, aber richtig gut. 

Montag, 16. Juni – Einstieg ins Klettern

Alle waren motiviert und wollten sofort an den Fels. Bevor es aber richtig losgehen konnte, standen das gemeinsame Checken der PSA (persönliche Schutzausrüstung) und ein erstes Kennlernspiel auf dem Programm. Danach ging es in zwei Gruppen los: Ein Teil fuhr nach Ponte Brolla, der andere nach Torbeccio. Dank guter Vorbereitung und Teamwork konnte auch der Transport eines Rollstuhls zum Fels problemlos bewältigt werden. Die Klettergebiete boten für alle etwas – von leichten Routen bis zu kleinen Herausforderungen. Erste Klettereinheiten weckten die Vorfreude auf die kommenden Mehrseillängen. 

Dienstag, 17. Juni – Einführung in Mehrseillängen

Auch an diesem Tag stand Ponte Brolla im Fokus. Die Teilnehmenden wurden in kleinere Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe durfte direkt los in ihre erste Mehrseillängentour, die anderen vertieften zunächst ihre Sportklettertechnik. Nach und nach durften auch weitere Gruppen in die Wand einsteigen. Jugendleiter*innen überprüften regelmäßig die gebauten Stände und gaben Tipps. 
Mit zunehmender Tageszeit stieg auch die Temperatur. Einige entschieden sich daher, zurück zum Campingplatz zu laufen – in der Hoffnung auf eine erfrischende Badestelle. Der Rückweg war teils abenteuerlich und bot botanisch einiges zu sehen. Die entdeckte „Privatbucht“ lag versteckt, mit einem kleinen Sandstreifen und schattigen Bäumen, die fast ein tropisches Flair erzeugten. Zwar war der Einstieg ins Wasser wegen der glitschigen Felsen knifflig, doch weiter flussaufwärts entdeckte man eine große, gut erschlossene Badestelle – inklusive Sandboden. 
Später traf auch die erste Seilschaft dort ein und kühlte sich ab. Beim Rückweg wurde kurzerhand über ein Brückengeländer „abgekürzt“. Im Camp angekommen, trudelten nach und nach alle Gruppen ein. Zum Abendessen gab es Chili sin Carne. Trotz anfänglicher Skepsis über die Zutaten (Linsen statt Karotten) war es schnell verputzt. Während die Jugendleiter*innen sich zur Abendbesprechung trafen, nutzten die anderen die Zeit zum Slacklinen, Chillen im Calisthenics-Park oder Sonnenbrand eincremen. Danach fand die gemeinsame Tagesbesprechung statt, gefolgt von Volleyball und Spikeball. 

Mittwoch, 18. Juni – Früher Start für die „Speroni“ und Schlucht-Abenteuer

Für zwei Seilschaften begann der Tag sehr früh – bereits um 5 Uhr starteten sie zur Mehrseillänge „Speroni“. Diese landschaftlich wunderschöne und technisch abwechslungsreiche Route ist eine der bekanntesten im Tessin. Ihre zwölf Seillängen (4c–6a) sind so beliebt, dass man dort manchmal regelrecht dem Chalk der Vorgänger hinterherklettert. Die frühe Startzeit lohnte sich: Bis mittags liegt die Wand im Schatten. 
Der Rest der Gruppe verteilte sich: Ein Teil fuhr noch einmal nach Ponte Brolla zum Mehrseillängentraining, andere nach Torbeccio – ein vielseitiges Gebiet mit sowohl Sportkletterrouten als auch kurzen Mehrseillängen. Als die Sonne die Felsen in Torbeccio allmählich in Glutplatten verwandelte, suchten viele die Abkühlung in der Maggiaschlucht. 
Dort hatten einige Jugendleiter*innen am Vorabend Haken gebohrt, an denen man sich ins Wasser abseilen konnte – was nun für reichlich Spaß sorgte. Schwamm man weiter stromaufwärts, entdeckte man sogar Wasserboulder und erreichte schließlich einen beeindruckenden Wasserfall mit Blick auf die Ponte Brolla. 
Am Abend trafen sich alle Gruppen wieder im Camp. Es gab Sojabolognese, Gespräche, Spiele und einen weiteren entspannten Ausklang. 

Donnerstag, 19. Juni – Ein zweites Mal in die Schlucht

Der Donnerstag begann wie gewohnt mit der Einteilung in Kleingruppen. Drei Gruppen machten sich auf den Weg in unterschiedliche Klettergebiete – je nach Lust, Laune und Kraftreserven. Meine Gruppe fuhr nach Torbeccio, um noch einmal Mehrseillängen zu klettern und den Standplatzbau zu üben. 
Am Nachmittag blieben einige am Zeltplatz, um sich von vier anstrengenden Klettertagen zu erholen. Andere zog es erneut in die Schlucht. Dieses Mal seilten wir uns von der Schluchtkante ab – das Seil reichte nur fast bis zur Wasseroberfläche, der letzte Meter wurde gesprungen. Nach etwas Überwindung bereitete das „Loslassen“ dann richtig Freude. 
Anschließend durchquerten wir schwimmend die Schlucht – gegen die Strömung kletternd, dann mit ihr zurücktreibend. Müde, aber zufrieden fuhren wir am späten Nachmittag zum Campingplatz zurück, wo wir gemeinsam das Programm für den letzten Tag planten. 

Freitag, 20. Juni – Klettern oder Bootstour

Am Freitag teilten wir uns erneut auf. Einige entschieden sich für weitere Klettertouren – Sport oder Mehrseillängen –, andere machten sich auf den Weg nach Locarno zur Bootstour über den Lago Maggiore. 
Glücklicherweise lag der komplette Aufstieg der Route mit sieben Seillängen im Schatten, sodass wir entspannt und konzentriert klettern konnten. Oben gab es die wohlverdiente Aussicht – und Gipfelkohlrabi. Als die Sonne über den Grat kam, machten wir uns ans Abseilen – der heiße Fels kostete nochmal Kraft. 
Unten angekommen, trafen wir an der Bushaltestelle auf eine andere Gruppe. Gemeinsam fuhren wir zurück ins Camp und kühlten uns erneut in der Maggia ab. Abends wurden im Gasofen von Dauercamper*innen Zimtschnecken gebacken – für den Geburtstag unseres Jugendleiters Kilian am nächsten Tag. Einige feierten vor und biwakierten am Maggia-Strand – bis sie morgens um 5 Uhr vom Regen überrascht wurden und zurück zu den Zelten liefen, um nochmal drei Stunden Schlaf zu tanken. 

Samstag, 21. Juni – Rückfahrt

Am Samstag hieß es: Aufräumen, packen und aufbrechen. Die Zelte wurden abgebaut, alles gepackt, letzte Reste verstaut – und dann ging es zurück Richtung Norden. Die Zugfahrt verlief auch mit Rollstuhl dank guter Vorbereitung und Unterstützung vom Bahnpersonal reibungslos. Eine Woche voller Erlebnisse, Herausforderungen, Platten und Plätschern lag hinter uns.